Erding, 14.-16.06.2024
Die oberbayrische Kreisstadt Erding nordöstlich von München war erneut Austragungsort der Deutschen Meisterschaften der Masters, also Ü30-Athleten. Im Vorfeld schien es so, als könnte der LAC Lübeck mit einer größeren Teilnehmerschar als je zuvor an diesen Meisterschaften teilnehmen. Leider fielen im Vorfeld und auch kurzfristig etliche potenzielle Teilnehmer aus.
Drei LAC-Starter blieben unter dem Strich übrig, aber diese Drei vertraten die LAC-Farben mehr als bravourös. Der ganz große Erfolg blieb zwar aus, erstmals blieb der LAC Lübeck ohne DM-Titel bei Deutschen Meisterschaften der Ü35-Athleten und Athletinnen. Dennoch eroberten diese Drei fünfmal Edelmetall.
Nach dem Hammerwerfen der W40 schien Mareike Becker untröstlich. Die letzten Wochen waren für die Gymnasiallehrerin geprägt durch Korrekturen von Abiturklausuren, anhaltenden ISG-Problemen mit zahlreichen Physioterminen, Trainingsausfällen und schlaflosen Nächten. Weitere körperliche Unannehmlichkeiten kamen an den Wettkampftagen hinzu. Alles zusammen garniert mit einem extrem stumpfen nagelneuen Hammerwurfring ließen Mareike verzweifeln, wollte sie doch diesen Titel unbedingt. Konkurrentin Manja Groß vom SV 1870 Großolbersdorf konterte Mareikes 40,03 m aus Durchgang Eins im zweiten Versuch mit 41,28 m. Und das war’s dann auch schon. Keine der Beiden konnte sich unter den Bedingungen trotz aller Bemühungen weiter steigern. Das anvisierte Gold für Mareike war verloren, der Frust und die Enttäuschung groß, Tränen mussten vergossen und getrocknet werden.
Langsam aber sicher findet Ina Tietgen auch am Diskuswerfen Spaß – auch wenn sie mit der Wurfscheibe in Erding noch keine Bäume ausreißen konnte. Mit 22,69 m trieb sie als Achte die Konkurrenz der W55 noch vor sich her, aber man sah deutlich: In den kommenden Jahren kann das ganz anders aussehen, technisch war da schon sehr viel Gutes zu sehen.
Gut gelaunt wandte sich Ina einige Stunden danach dem Kugelstoßen zu. Schon das Einstoßen lief wie geschmiert und tatsächlich sind die gestoßenen 10,96 m eine deutliche Verbesserung ihrer bisherigen Saisonweiten. Leider wollten trotz allem die 11 Meter diesmal noch nicht fallen. Belohnung für ihren nimmermüden Einsatz und dafür, nie im Training aufzugeben und den inneren Drang, immer mehr Versuche als vorgesehen zu machen: mit dem dritten Rang ein Platz auf dem Treppchen und die Bronzemedaille!
Den Medaillenreigen am zweiten Wettkampftag dieser Meisterschaften, dem ersten für unsere Starter, eröffnete Neu-LACer Michael Tempel im Diskuswurf der M60. In den ersten Versuchen noch durch Regen an seiner völligen Entfaltung behindert, erkämpfte sich der zwischenzeitlich auf Rang Fünf zurückgefallene Michael im letzten Durchgang mit seiner Tages- und damit auch Jahresbestweite von 44,04 m den dritten Rang und damit die erste und bronzeglänzende Medaille für den LAC Lübeck.
Auf das Diskuswerfen hatte sich Mareike am Sonntag besonders gefreut. Inzwischen war die Vortagesniederlage auch verdaut, der Kopf wieder frei. Mit 37,62 m im vierten Durchgang warf Mareike bereits Saisonbestleistung, steigerte sich im fünften Durchgang noch auf 37,85 m. Das zweite Silber war unter Dach und Fach, überlegene Siegerin in der W40 wurde Sabine Rumpf von der LSG Goldener Grund (45,45 m).
Ihre Angstdisziplin an diesem Wochenende war das Kugelstoßen. Kaum trainiert, wenn, dann mit wenig Spaß und wenig Erfolg, die letzten Wettkampfergebnisse für ihre Verhältnisse unterirdisch. Spaß solle sie haben, es gäbe keine Erwartungen nach dem Vorlauf, kein Druck – so stellte der Trainer seine Athletin vor dem Wettkampf ein. Entsprechend unbelastet und mit dem Erfolg beim Diskuswerfen im Rücken ging Mareike in den Ring. Nach einem vorsichtigen, aber kontrollierten Auftakt (11,64 m) flog die Kugel im zweiten Versuch auf 12,27 m – Saisonbestleistung, große Freude und ein dicker Stein, der vom Herzen fiel. Danach ging zwar nichts mehr, aber die 12,90 m der Gewinnerin Mareike Metz vom Post SV Trier wären auch nicht drin gewesen an diesem Tag. Drittes Edelmetall für Mareike in Erding, damit fügte sie den drei goldenen der Hallen- und Winterwurfmeisterschaften im Spätwinter nun drei silberne Medaillen hinzu – alles in Allem eine außergewöhnliche Erfolgsserie der 43jährigen Stockelsdorferin.
Ein großer Dank der Athletinnen und des Trainers geht an Hammerwerfer Christoph Teller, der selbst wegen anhaltender körperlicher Probleme nicht an den Meisterschaften teilnehmen konnte, sich aber vollkommen selbstlos als Fahrer ab und bis Hannover angeboten hatte. Während der Wettkämpfe versorgte Christoph den zu Hause gebliebenen Trainer parallel zu den Wettkämpfen mit Videos und Informationen. Die daraus resultierenden Korrekturen konnten die Athletinnen hervorragend umsetzen und in Edelmetall verwandeln.
Text: U. Mundt, Fotos: privat