Halle/Saale, 02./03. März 2019
Die Stimmung bei den LAC-Athleten und -Betreuern bei den Deutschen Hallenmeisterschaften mit Winterwurf der Senioren in Halle/Saale? Wie eine geschüttelte Flasche Schampus, bei der der Korken in hohem Bogen das Weite sucht: überschäumend, quirlig sprudelnd, überbordend! Der inzwischen wohlbekannte Mannschaftsspirit unter den Mitgliedern des LAC brach sich auch in Halle seine Bahn, immer wieder angeheizt durch die Erfolge der Athleten und Athletinnen. Und die Bilanz dieses Wochenendes konnte sich sehen lassen: fünf Deutsche Meister-Titel, viermal Silber und zweimal Bronze summierten sich zu 11 Medaillen für die sieben Teilnehmer des LAC Lübeck.
Allein am Samstag gab es reihenweise Gold: Zunächst für Mareike Becker im Hammerwerfen der W35 mit 43,95 m, womit sie den Vorjahrestitel aus Erfurt souverän verteidigte. Danach ließ Sprinter Patrick Hagge im Endlauf über 60 m der M35 nichts anbrennen, nachdem er als haushoher Favorit auf den Titel im Vorlauf seine Jahresbestzeit auf 7,14 s gedrückt hatte. Im Ziel des Endlaufs lag er zwar mit 7,20 m klar vorn, allerdings machte mit Zbigniew Sikorski ein weiterer LACer dem neuen Deutschen Meister mächtig Druck. In 7,27 s legte Speedy eine glänzende Zeit auf die Bahn und machte den Doppelsieg für die Lübecker perfekt.
Über 200 Meter war dann Zbigniew Sikorski der große Favorit auf Gold. Allerdings hatte sich Patrick Hagge vorgenommen, Speedy den Sieg so schwer wie nur irgend möglich zu machen. Gemeinsam mit seinem Trainer wurde ein Plan zur Vorgehensweise entworfen, eine Marschrichtung festgelegt. Und dieser Plan wäre beinahe voll aufgegangen. Haarscharf verpasste Patrick seinen zweiten Titel, rang auf der Zielgeraden seinem Vereinskameraden das letzte Quäntchen Anstrengung ab. Mit einer großartigen Willensleistung gelang es Speedy, seinen Widersacher auf den letzten Metern in Schach zu halten und sich in 22,78 s zu 22,84 s ins Ziel zu retten. Das musste auch der Unterlegene neidlos anerkennen. Dieser Lauf war eines der Tageshighlights der Veranstaltung. Patrick wusste von einer Begegnung danach zu berichten: Einer der zwei unterlegenen Endlaufteilnehmer kam zu ihm, gratulierte und sagte, dass das ein toller Lauf gewesen sei, von außen schön anzusehen. Auf die überraschte Entgegnung von Patrick, dass er doch mit im Lauf gewesen sei, erhielt er die Antwort: Ich hab gleich gemerkt, dass ich keine Chance hatte, da hab ich lieber geguckt!
Das vierte Gold des Tages eroberte wieder Mareike Becker, womit sie die erfolgreichste Teilnehmerin des LAC Lübeck an diesem Wochenende war. Mit ihrem Kugelstoßsieg mit Jahresbestweite von 12,19 m im letzten Versuch machte Mareike quasi eine Klammer um diesen erfolgreichen Tag, der ja bereits mit einem Sieg beim Hammerwurf begonnen hatte.
Eine Bronzemedaille mit durchaus vielversprechenden 42,07 m sicherte sich Hammerwerfer Marlo Burych in der M40. Hier ist noch eine deutliche Steigerung in der Saison zu erwarten.
Es gab aber nicht nur Edelmetall an diesem Tag, sondern auch Tränen und Frust. Nicht ganz wie erwartet lief der Weitsprung für Mehrkämpferin Bettina Belau in der W40. Lediglich 4,26 m und ein siebter Rang standen am Ende auf der Habenseite, nachdem Bettina schon über 60 Meter knapp den Endlauf verpasst hatte. Tränen der Enttäuschung flossen schließlich beim Premierenauftritt bei Deutschen Seniorenmeisterschaften von Cathrin Pieper im Hochsprung der W45. Kein gültiger Versuch über ihre Anfangshöhe sollte die Travemünderin ganz schnell unter Erfahrung verbuchen und sich gezielt auf die nächsten Aufgaben vorbereiten.
Der Sonntag begann wie der Tag zuvor: Mit einer Goldmedaille. Dieses Mal war es Diskuswerfer Ralf Mordhorst, der seiner Favoritenrolle gerecht wurde und sich in der M45 den Titel sicherte, den fünften für die LAC-Athleten und -Athletinnen an diesem Wochenende. Mit 46,71 m und einem Vorsprung von mehr als acht Metern schlug Ralf einen ersten Pflock in die neue Saison. In der M40 blieb Marlo Burych mit 33,91 m als Vierter seiner Altersklasse etwas hinter den Erwartungen zurück.
Und auch sein Kugelstoßen lief nicht ganz nach Wunsch. Trotz enormer Anstrengung wollte das 7,26 kg-Gerät nicht weiter als 12,30 m fliegen. Zu wenig, um den 13,80 m des Siegers Sören Voigt (Erding) an diesem Tag Paroli bieten zu können. Es war so viel mehr als Bronze für den Hohenlockstedter möglich… Trainer und Athlet sind sich aber sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich Marlo für seinen Trainingsfleiß und Willen belohnt.
Einen „Ausflug“ zum Hochsprung hatte sich Sprinter Patrick Hagge vorgenommen. Etwas mehr als die übersprungene Anfangshöne von 1,65 m hatte er angepeilt, nach ausgelassenen 1,68 m war die nächste Sprunghöhe von 1,71 m an diesem Tag dann aber zu hoch.
Als nächstes beeindruckte Bettina Belau in ihrer Lieblingsdisziplin Hürdenlauf. Über 60 m Hürden der W40 überraschte weniger die gewonnene Silbermedaille in 10,1 s als vielmehr die Art und Weise, wie sie den Lauf gestaltete. Das Techniktraining mit einigen Umstellungen trug erste Früchte und ihr Coach ist nach Bronze im letzten und Silber in diesem Jahr gespannt, wie Bettina wohl bei den nächsten Senioren-Hallenmeisterschaften abschneiden wird…
Letztes Edelmetall an diesem letzten Tag der Meisterschaften eroberte sich Ralf Mordhorst im Kugelstoßen der M45. Hinter dem überlegenen Sieger und Kugelstoß-Phänomen Andy Dittmar aus Gotha (18,06 m) gelang Ralf gleich im ersten Versuch eine enorme Steigerung seiner Jahresbestleistung auf 14,40 m, untermauerte diese Weite mit drei weiteren Versuchen über die 14 m-Linie. Damit lag er zwar lediglich sechs Zentimeter vor seinem Rivalen Niels Depner aus Dinslaken, fuhr aber Silber und die Vizemeisterschaft ein und beschloss damit ein für den LAC Lübeck außerordentlich erfolgreiches Wochenende in der Händel-Stadt Halle/Saale.
Text und Fotos: U. Mundt