München, 21. September 2019
Man hatte sich so viel vorgenommen und die Hoffnungen auf die Titelverteidigung in der Altersklasse M30/35 bei den Team-DM der Senioren in München waren groß. Aber alles Hoffen und Bangen war letztlich vergebens – lediglich ein undankbarer vierter Platz war unter dem Strich als Ergebnis zu verzeichnen.
Bereits vor Beginn der Wettkämpfe im altehrwürdigen Münchener Dante-Stadion war ein, in der Nachbetrachtung DER Wermutstropfen hinzunehmen: Mit Patrick Hagge war einer der eifrigsten und wertvollsten Punktelieferanten über Nacht erkrankt, betete in den Nachtstunden vor dem Finale den Porzellangott an und brachte diesem in unregelmäßigen Abständen Opfer dar.
Die Unterkunft musste wegen des am gleichen Tag beginnenden Oktoberfestes in der Nähe von Augsburg bezogen werden, da im Umkreis der bayrischen Landeshauptstadt keine bezahlbaren Quartiere mehr zu erhalten waren. So hieß es also mit dem Wissen über Paddys Gesundheitszustand als schwere Last im Gepäck bereits gegen sieben Uhr und nach einem schnellen Frühstück für einen Teil der Mannschaft, sich auf den halbstündigen Anfahrtsweg nach München zu machen, um an der dortigen Team-Besprechung der Veranstalter teilzunehmen.
Bereits in der ersten Disziplin fehlte Patrick als Teilnehmer im Weitsprung. Der potenzielle 6 m-Springer wurde durch den ebenfalls nicht im Vollbesitz seiner Kräfte befindlichen Christopher Kokot ersetzt, der eine beste Weite von 5,30 m in die Wertung einbrachte. Herausragend hier Team-DM-Neuling Lasse Zunker: Mit 6,22 m setzte er sich mit seinem ersten von vier Versuchen an die Spitze des Feldes und gab sie auch nicht wieder her. Allerdings setzten sich bereits hier die gleichmäßiger besetzten anderen Mannschaften bis auf eine ab, vergrößerten nach dem folgenden 800 m-Lauf den Abstand sogar und reichten den LAC auf den sechsten und letzten Platz durch.
Dabei hatte Marcel Weiß, ebenso wie Lasse Zunker Team-DM-Neuling, wie ein Löwe über die Zweirundendistanz gekämpft, seine Bestleistung aus der Qualifikationsrunde im Mai um satte sechs Sekunden auf fantastische 2:09,95 min verbessert. Das Pech: Auch die anderen Mannschaften brachten gerade über diese Strecke extrem starke Athleten an den Start, so verfehlte z.B. Tino Hanke von der Startgemeinschaft Saale-Express die 2 Minuten-Schallmauer mit 2:00,51 min nur äußerst knapp, die meisten anderen Konkurrenten blieben ebenfalls zum Teil deutlich unter 2:10 Minuten. Der zweite in die Wertung kommende Starter des LAC Lübeck, Denny Wong, musste sich bedingt durch einen Trainingsrückstand mit 2:22,75 min zufriedengeben.
Das Kugelstoßen sah einen unzufriedenen M45-Weltmeister: Ralf Mordhorst kämpfte mit technischen Problemen, wuchtete die 7,26 kg schwere Kugel auf für ihn unbefriedigende 13,59 m, einen Meter unter der eigentlich erhofften Weite. Als zweiter Starter blieb Zbigniew Sikorski mit 12,93 m im Rahmen seiner Möglichkeiten. Die LG Stadtwerke München und die Startgemeinschaft Nutrixxion Masters aus Köln setzten sich nach dem Kugelstoßen schon etwas weiter vom Feld ab. Beide Mannschaften waren zuvor als Hauptkonkurrenten angesehen worden, was sich nun bewahrheitete. Ganz stark agierten auch überraschend die Männer der Startgemeinschaft Saarmasters, die am Ende sogar die Silbermedaille erringen sollten.
So langsam schälte sich die Erkenntnis heraus, dass jetzt nur noch ein Wunder oder das Pech einer oder mehrerer gegnerischer Mannschaften verhindern konnten, dass das Unternehmen Titelverteidigung am Ende nicht gelingen sollte. Das Wunder blieb ebenso aus wie das Pech für eine der anderen Mannschaften. In einem Mannschaftswettbewerb kann immer etwas passieren, der Ausfall eines Athleten kann ein ganzes Klassement durcheinanderwürfeln. Doch diesmal hatte sich das Pech eben auf den LAC konzentriert, trotz größter Anstrengungen konnte das Blatt nicht mehr gewendet werden.
Der inzwischen anwesende Patrick Hagge konnte dank medizinischer Hilfe durch den Mannschaftskameraden und Arzt Dr. Klaas Franzen zumindest für das Hochspringen wieder auf die Beine gebracht werden. Patrick quälte sich über unter diesen Umständen hervorragende 1,60 m, musste den parallel stattfindenden 100 m-Lauf aber auslassen, um sich für einen eventuellen Einsatz in der Staffel zu schonen. Dem zweiten Starter Lasse Zunker nahm man durch seinen Einsatz über 100 m die Möglichkeit, sich höher als die bis dahin übersprungenen 1,60 m zu steigern und so weitere wertvolle Punkte zum Gesamtergebnis beizusteuern. Diese Möglichkeit nahm man ihm deshalb, weil man den Hochsprung für ihn und weitere vier Teilnehmer nicht unterbrach, die vom Hochsprung zum Start der 100 m-Läufe wechseln mussten und ihren Wettkampf ebenfalls anschließend wieder aufnehmen wollten. Nach den Sprints war man an der Hochsprunganlage bereits bei einer Höhe von 1,75 m angelangt, an diesem Tage für Lasse trotz aller Anstrengungen leider zu hoch.
Die 100 Meter bewältigte Lasse bei Gegenwind in Saisonbestleistung von 11,83 Sekunden, zweitbester LAC-Athlet war hier Zbigniew „Speedy“ Sikorski, der in den letzten Monaten kein Sprinttraining mehr absolvieren konnte, um seine chronischen Achillessehnenbeschwerden auszukurieren. Das schlug sich natürlich auf die Zeit nieder, mehr als 12,10 s waren an diesem Tag für den Sprinter mit einer Bestleistung von 10,71 s nicht drin.
Diskuswerfer Ralf Mordhorst, der gerade in Italien den Europameistertitel in dieser Disziplin in der AK 45 gewonnen hatte, musste in seiner Paradedisziplin der langandauernden Wettkampfsaison Tribut zollen. Immerhin brachten seine 48,63 m mit 696 Punkten die höchste Punktzahl aller M30/35 Teilnehmer dieses Endkampfes in die Wertung, es war also eine der wertvollsten Leistungen dieser Wettkämpfe. Dennoch hätte sich der Agraringenieur eine bessere Weite gewünscht, gelangen ihm doch vor Wochenfrist in Venedig mehrere 51 m-Würfe. Mit für ihn sehr guten 36,95 m warf sich Matthias Thriene in die Wertung, während der dritte Starter Zbigniew Sikorski mit 33,73 m zwar nicht zufrieden war, seinen letzten Wurf aber nicht absolvieren konnte, weil er sich für seinen Staffeleinsatz präparieren musste.
Parallel zum Diskuswerfen drehten die 3000 m-Läufer ihre Bahnen im Oval des Dante-Stadions. Lukas Brecht von der LG Stadtwerke München war hier der überragende Athlet, legte die Strecke in bemerkenswerten 8:55,56 min zurück. Mutig ging Klaas Franzen die Aufgabe 3000 m an, zu mutig, wie sich nach der Hälfte der Strecke erwies. Der sich an den Marschplan seines anwesenden Trainers Arno Reimann haltende Marcel Weiß konnte seinen Vereinskameraden sogar auf den letzten Metern überholen und in 9:53,29 zu 9:54,86 min auf die Plätze verweisen.
Bereits vor der abschließenden Staffel gab es nur noch eine vage Hoffnung auf eine Medaille, die aber in weite Ferne rückte, als klar wurde, dass Patrick Hagge auch hier nicht eingesetzt werden konnte. Inzwischen litt Paddy an Schüttelfrostanfällen und saß dick verpackt auf der Tribüne, an einen Einsatz war nicht mehr zu denken. Also mussten die beiden 3000 m-Läufer Marcel Weiß und Klaas Franzen kurz nach ihrem Lauf auch noch einmal in der Staffel ran. Eine zweite Staffel zur Absicherung der Punkte war so nicht mehr möglich, die erste Staffel musste ins Ziel kommen, um die kleine Chance auf eine Medaille zu wahren. 48,80 Sekunden reichten aber dann doch nicht mehr, der Abstand zur drittplatzierten Mannschaft der LG Stadtwerke München war mit knapp 160 Punkten zu groß.
Die siegreiche Mannschaft aus Köln erreichte mit 9.710 Punkten ein absolutes Spitzenergebnis, welches für uns nur mit voll einsatzfähiger Mannschaft und einigen weiteren herausragenden Leistungen möglich gewesen wäre. Platz Zwei wäre mit einem gesunden Patrick sicher möglich gewesen, sein Ausfall im Weitsprung und vor allem über 100 Meter und der Staffel haben ca. 300 Punkte gekostet. Die jetzt erzielten 9.258 Punkte waren aber zumindest besser als in der Vorrunde im Mai, und so ist trotz allem ein positives Fazit zu ziehen.
Jetzt sollte im nächsten Jahr die Chance ergriffen werden, den sehr starken Mannschaften vor allem aus Köln und dem Saarland wieder Paroli bieten zu können. Dass man das auf jeden Fall mit neuem Elan angehen wollte, darin waren sich Aktive und Betreuer des LAC trotz aller Enttäuschungen kurz nach Ende der Wettkämpfe einig.
Auf ein Neues im kommenden Jahr 2020!
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Text und Fotos: U. Mundt