Erneuter großer Verlust für die Lübecker Leichtathletik:
Ehemaliges Diskusass Bärbel Möller verstorben

10. Juli 2021

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Lübeck, 10.07.2021

Rainer Bucholtz, Volker Dethloff, Joachim Biewald, Erika Springmann und nun also auch Bärbel Möller. Die Lübecker Leichtathletik muss innerhalb von zwei Jahren den Verlust vieler ihrer herausragenden Akteure der 60er bis 90er Jahre betrauern.

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Am 27. Juni verstarb für Außenstehende überraschend das ehemalige Diskusass des LBV Phönix, Bärbel Möller, 1947 als Bärbel Paasche geboren. Seit Mitte der 60er Jahre bis in die frühen 90er Jahre bestimmte sie den Wurf mit der 1 kg-Scheibe in Schleswig-Holstein, lange Zeit auch in Norddeutschland. Zahlreiche Teilnahmen bei Deutschen Meisterschaften der Jugend und Junioren bis hin zu Meisterschaften der Erwachsenen und schließlich der Senioren-Altersklassen prägten ihre lange Aktivenzeit. Die Zahl ihrer Titel auf allen Ebenen bis hin zu Senioren-Weltmeisterschaften ist dabei Legende und noch heute gehört Bärbel Möller mit ihren Leistungen mit Diskus und Kugel zu den besten Athletinnen aller Zeiten im Schleswig-Holsteinischen Leichtathletikverband.

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Persönlich hatte Bärbel in den letzten eineinhalb Jahren zwei schwere Schicksalsschläge zu verkraften: Zunächst verstarb nach langer Krankheit ihr Ehemann Reinhold, eine Institution im bundesdeutschen Faustballsport und dort wie in der Lübecker Sportlerszene nur unter seinem Spitznamen „Pudding“ Möller bekannt. Um Reinhold kümmerte sie sich aufopferungsvoll und für ihn gab sie schließlich in den letzten Jahren auch ihre große Liebe Leichtathletik auf. Im März des letzten Jahres schließlich verstarb ebenfalls nach schwerer Krankheit ihre innige und langjährige Freundin und Begleiterin durch die Zeit ihrer sportlichen Karriere, Erika Springmann. Bärbel und Erika gab es eigentlich immer nur im Doppelpack, beide verband die gleichen Interessen, der gleiche Humor und beide teilten die Vorliebe für Ironie und Sarkasmus sowie dunkles Weizenbier.

Die Schicksalsschläge gingen nicht spurlos an Bärbel vorbei. Zweimal besuchte sie uns im letzten Jahr noch im Stadion Buniamshof und man merkte ihr an, dass sie an diesen tragischen Ereignissen schwer zu tragen hatte; die sonst stets in der ihr eigenen Art nach außen dargestellte Lebensfreude schien verschwunden.

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Für mich persönlich war Bärbel Möller mitprägend für meine eigene sportliche Laufbahn. Vor allem in den 80er Jahren verbrachten wir viele gemeinsame Stunden im Kraftraum, in der Halle und auf den Trainingsplätzen an der Falkenwiese und dem Stadion Buniamshof und natürlich auch bei zahllosen Wettkämpfen. Ihr oft beißender Spott und Sarkasmus nach misslungenen Versuchen vor allem nach Versagen in Wettkampfsituationen hielten mich immer auf dem Boden und nährten den Wunsch, es besser zu machen. So bissig sie nach dem Versagen sein konnte, so ehrlich anerkennend war sie, wenn sich Erfolg einstellte.

Nie werde ich ihre herzliche Umarmung und ihre ehrliche Freude nach meinem ersten und sehr überraschenden Titel mit dem Diskus bei den Deutschen Meisterschaften in Ludwigshafen in meinem ersten Jahr in der M30 vergessen. Im Vorfeld gab es Irritationen im Trainingsumfeld, die mich stark belasteten; am Tag des Wettkampfs konnte ich das verdrängen und in einem spannenden und hochklassigen Wettkampf den eigentlichen Favoriten Edgar Waschbüsch aus Koblenz hinter mir lassen. Bärbel war mit Umarmung und strahlendem Schulterklopfen erste Gratulantin beim Treffen auf der Tribüne nach dem Wettkampf. Diese Anerkennung durch die Institution Bärbel Möller machten mich nichts weniger als stolz!

Der Werfertag im April 2015 im heimischen Stadion Buniamshof war wohl Bärbels letzter sportlicher Auftritt. Dass ihr Tod erst verspätet und quasi nebenbei vermeldet wurde, hat eine der prägendsten Figuren der Lübecker Leichtathletik nicht verdient und wird ihr in keiner Weise gerecht.

Gestern wurde Bärbel im engsten Familienkreis beigesetzt. Wer sie und ihren menschlichen und sportlichen Wert kannte und einschätzen konnte, wird ihr den entsprechenden Respekt zollen und ihr ein ehrendes Andenken bewahren! Ich bin mir bewusst, dass diese wenigen Zeilen dabei sicher der Persönlichkeit Bärbel Möller nicht gerecht werden können.

Ruhe in Frieden, Bärbel!

Text und Fotos: U. Mundt